Anbau, Trocknung und Reinigung von Flaschenkürbissen

Dr. Peter Lassnig
Flaschenkürbisse (Lagenaria sp.) gehören zur Familie der Kürbisgewächse (Kürbisse, Zucchini, Gurken, Melonen, Zaunrübe etc.). Mit den Speise- und Zierkürbissen (Cucurbita sp.), die ihre Heimat in Amerika haben und erst nach 1500 n.Chr. zu uns gelangt sind, sind sie nur entfernt verwandt. Sie sind von ihnen leicht durch ihre weißen Blüten zu unterscheiden, die jeweils nur eine Nacht geöffnet bleiben. Kürbisblüten sind gelb und öffnen sich tagsüber.
Flaschenkürbisse werden seit mehreren Jahrtausenden in allen wärmeren Gegenden der Erde angebaut und verwendet. Junge Früchte von Speisesorten werden als Gemüse verzehrt. Die "cucurbita" der alten Römer waren solche Flaschenkürbisfrüchte. Die bedeutendere Verwendung ist aber die Nutzung der ausgereiften und getrockneten Früchte als Gefäße. Für diese Form der Nutzung gibt es eine fast unüberschaubare Vielfalt an Traditionen aus den verschiedensten Gebieten der Erde. In Afrika zum Beispiel werden, abgesehen von der Nutzung als Behälter, viele traditionelle Musikinstrumente aus Flaschenkürbissen gebaut.
In Nordamerika gibt es eine alte indianische Tradition der Nutzung einer Flaschenkürbissorte als Nistbehälter für eine bestimmte Vogelart, die sogenannten Martin Birds. Ganz ausgefeilte Verwendungsarten für Flaschenkürbisse gibt es auch in China und Japan, wo z.B. manche Grillenarten in speziell geformten Flaschenkürbisbehältern als "Hausmusik-Insekten" gehalten wurden und werden.
In Österreich ist der Anbau von Flaschenkürbissen ebenfalls schon lange bekannt. Vor allem im Südburgenland, der Oststeiermark und Kärnten wurde eine spezielle Flaschenkürbissorte kultiviert und früher als Wein- bzw. Mostheber verwendet. Sie wird manchmal als "Weinheber-Kürbis"bezeichnet.
Flaschenkürbisse sind in ihren klimatischen Ansprüchen am ehesten mit Gurken oder Melonen vergleichbar. Wo Gurken gedeihen, sollten auch Flaschenkürbisse zu kultivieren sein. Auch die Anzucht ähnelt der von Gurken und Kürbissen. Die Samenkeimung dauert meist etwas länger, sie läßt sich aber beschleunigen, wenn die Samen vor der Aussaat einige Stunden in warmem Wasser angequollen wurden. Jungpflanzen sind frostempfindlich und sollten deshalb erst ab Mitte Mai ins Freie gesetzt werden. Wie Gurken kann man die Pflanzen entweder am Boden wachsen oder klettern lassen. Will man langgestreckte Früchte haben (z.B. Herkuleskeulen), so ist die Verwendung von Klettergerüsten unumgänglich.
Kürbiskalimba
Wichtig ist allerding, für diese Gerüste einen vor Wind gut geschützten, sonnigen Platz zu verwenden. Dann steht einer erfolgreichen Kultur eigentlich nichts mehr im Wege. Um den Fruchtansatz zu erhöhen, kann eine Handbestäubung der Blüten nützlich sein. Notwendig ist sie auf jeden Fall für einen Anbau unter Folie oder Glas. Die weißen Blüten sind wie bei Kürbis und Gurke eingeschlechtig und öffnen sich am Abend etwa zur Zeit der Dämmerung. Zu diesem Zeitpunkt führt man auch am besten die Handbestäubung durch. Sie ist allerdings auch noch bis in die Morgenstunden hinein möglich, am darauffolgenden Vormittag beginnen dann die Blüten zu verwelken.
Früchte die getrocknet werden, sollten gut ausgereift sein. (Je nach Sorte haben die Flaschenkürbisse eine Vegetationsdauer von 110 bis 200 Tagen.) Zur weiteren Verwendbarkeit der Samen trocknet man die Früchte sicherheitshalber frostfrei, ansonsten übt Frost keinen Schaden auf die Qualität der Früchte aus. Gute Luftzirkulation ist empfehlenswert. Meist ist es nicht zu verhindern, daß die Früchte beim Trocknen einen Schimmelüberzug bekommen. Für die Verwendung der getrockneten Früchte als Gefäße, Resonanzkörper für Instrumente, Vogelhäuser etc. hat das jedoch keinen Nachteil. Nach dem Trocknen der Früchte kann diese äußerste, angeschimmelte Haut leicht in warmen Wasser mit einem harten Schwamm abgeschrubbelt werden. Sehr gut ausgereifte (!) Früchte trocknen ohne anzuschimmeln, wenn man ihnen bald nach der Ernte mit einem Messer die äußere Haut abschabt und sie dann bei Zimmertemperatur oder wärmer (am besten auf einem Kachelofen) durchtrocknen läßt. Für die weitere Bearbeitung der Früchte sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.
Fantastische Formenvielfalt
der Kürbisfrüchte
Literatur zur Technik des Handbestäubens: S. Ashworth: Samengewinnung im Hausgarten, zu beziehen bei Arche Noah.

Weitere Informationen: Peter Lassnig, Hof "Adamah", A-2282 Glinzendorf 7; Tel.: 02248/2224, Fax: DW. - 4
INFO: peter.lassnig@eunet.at
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