4. November
. Den Abschluß des Festivals bildet ein Gipfeltreffen der neuen bulgarischen Musik. Deren Spitzenvertreter entzünden ein Feuerwerk der entfesselten Rhythmen und Klänge, sprühender Melodiebögen und atemberaubender Improvisationsartistik. Bulgarische Roots treten in Austausch mit kreativ-dialogischen Modellen der Jazzimprovisation.
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17:30 Roundtable-Diskussion
»Kultureller Wandel am Balkan«
mit: Boris Buden (Zagreb/Wien), Publizist
Ursula Hemetek (Wien), Musikwissenschaftlerin
Ivan Ivanji (Belgrad/Wien), Schriftsteller
Predrag Pocrnja (Sarajevo/Wien), Filmemacher
Moderation: Franjo Schruiff (Wien)
Die politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen am Balkan haben in den letzten zehn Jahren auch die Bedingungen für den kulturellen Sektor stark verändert: Zusammenbruch der kommunistischen Systeme und demokratischer Wandel, ethnische Konflikte, die Wunden der Kriege, die triste ökonomische Situation. Die TeilnehmerInnen der Diskussionsrunde beleuchten die aktuelle Situation der Kunstschaffenden und der Kulturarbeit, analysieren die Veränderungsprozesse und diskutieren Perspektiven für Kulturen im Aufbruch – Balkankultur(en) auf dem Weg der Identitätsfindung und transkulturellen Öffnung.
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20:00 Batoru
In der Musik von Batoru treffen sich unterschiedliche Kulturen und kommen dabei in ein musikalisches Gespräch. Drei Musiker leben in Berlin: der Initiator und musikalische Kopf der Gruppe, der Bassist Dirk Strakhof, legt das tragende Fundament und reichert sein Spiel immer wieder mit experimentellen Klängen an. Michael Schiefel zählt zu den ideenreichsten und vielseitigsten Sängern der deutschen Jazzszene. Seine Stimme klingt manchmal mit Hilfe elektronischer Verfremdung fast außerirdisch. Vibraphon und Marimbaphon, gespielt von Franz Bauer, geben der Musik einen vollen und weichen Klang. Sein Zusammenspiel mit Stoyan Yankoulov an der Tupan bringt die Gruppe zu wahren Höhenflügen. Der bulgarische Trommelzauberer und Perkussionist besticht durch sein kraftvolles und variationsreiches Spiel, das trotz freier Akzentuierungen immer mit der Präzision eines Uhrwerks die komplexe rhythmische Struktur durchträgt. Das mal getragene, mal rasante Akkordeonspiel von Peter Ralchev läßt die Musik von Batoru in die bulgarische Seele eintauchen und fasziniert durch seine harmonische Vielschichtigkeit und Weite.
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20:00 ZIG ZAG trio feat. Ivo Papasov
Das Zig Zag Trio bringt zum Abschluß eine entfesselte Performance, potenziert durch den Weltklasse-Klarinettisten Ivo Papasov. Der »King of Wedding Music« aus Thrazien errang in den achtziger Jahren in seiner Heimat den Status eines Superstars, der weltweit auf Festivals spielte, aber genauso auf Landhochzeiten in Bulgarien. Er stammt aus einer Familie, in der das Spiel auf Zurna (Doppelrohrblattinstrument) und Klarinette von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Vom traditionellen trazischen Repertoire kommend, bekam dann sein Band-Konzept zuehmend Jazz-Konturen, die der Improvisation immer mehr Raum gaben
Die komplexen ungeraden Rythmen der bulgarischen Tänze bilden dabei immer das tragende Gerüst für wilde und abenteuerliche Ausritte, bei denen die Klarinette Zwischentöne und Verzierungen einstreut und den emotionalen Ausdruck der Stimme imitiert (vom melodiösen Umschmeicheln bis zum Kreischen und Weinen). Und das manchmal über einem aberwitzigem Tempo der Tanzvorlage. Seine Mitspieler – mit dabei wieder Yankoulov und Ralchev – sowie der Gitarrist Ateshghan Yuseinov und als zusätzlicher rhythmischer Motor Salif Ali am Schlagzeug, sind mit diesen Konzepten als oftmalige Partner bestens vertraut.
Stoyan Yankoulov spielt schon seit seiner Kindheit die Tupan, die doppelfellige bulgarische Trommel. Mit der Zeit entwickelte er darauf neue Spieltechniken und verwendet sie wie eine bulgarische Art von Drum-Set, das er durch verschiedene Metal-Percussion erweitert. Er spielte sowohl in traditionellen Gruppen wie in Rock-, Heavy-Metal- und Jazz-Bands. Peter Ralchev ist ebenfalls ein innovativer Grenzgänger, der sich vom ausgebildeten Volksmusiker immer mehr in Richtung improvisierter Musik bewegte und am Akkordeon seinen eigenen Stil entwickelte.
Ateshghan Yuseinov ist sowohl ein Meister der traditionellen Tambura als auch ein inspirierter und flexibler Gitarrist, der auch Jazz- und Rock-Grooves ins Spiel bringt.
Im virtuosen Zusammenspiel der Gruppe formt sich eine kompakte Struktur und darüber ausufernde Akzente und mäandernde Melodien – für die Musiker und Zuhörer gibt es kein Halten mehr.
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Programm auf einen Blick